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Wasserbaby-Post
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Ausgabe 01/98
Kaiserschnitt auf die "sanfte Tour"
Eine halbe Stunde ist es schon her, seit Lukas erstmals in das
künstliche Licht des Kreißsaals geblinzelt hat, jetzt
endlich sieht ihn seine Mutter zum ersten Mal. Auch sie blinzelt,
die Narkose wirkt noch nach. So sehr sie ihr Kind auf "natürlichem
Weg" zur Welt bringen wollte um einen Kaiserschnitt kam Ingrid
Merkel nicht herum: Lukas hatte Steißlage. Da half auch das
Hoffen bis zur 38. Schwangerschaftswoche nichts. Aber sie ist sich
sicher: "Ich habe den modernsten Kaiserschnitt der Welt bekommen."
Professor Dirk Heinrich, Chefarzt der Frauenklinik im Städtischen
Klinikum Pforzheim, hat den "sanften Kaiserschnitt" bei
der jungen Mutter angewandt.
Heinrich ist von der Methode überzeugt, die der englische
Arzt Cohen in den 60er -Jahren bereits beschrieben, und die der
Arzt Michael Stark (Tel Aviv) als "Misgav-Ladach-Kaiserschnitt"
(benannt nach der Klinik, in der Stark arbeitet) wiederaufleben
lassen hatte. Ein kleiner Schnitt in der Bauchdecke, das Fettgewebe
unter der Haut wird weitestgehend gedehnt, der Arzt öffnet
die Gebärmutter, greift hinein und holt den neuen Erdenbürger
ans Tageslicht. Dadurch brauche man zum einen keine Drainage, erklärt
Heinrich, weil kaum Blutgefäße verletzt würden.
Zum anderen sei die ganze Operation bereits nach 15 Minuten beendet.
Heinrich verweist darauf, dass er viel weniger nähen muss als
üblich. Eine Drainage hat Ingrid Merkel dann auch nicht bekommen,
und abgesehen von einem leichten "Ziehen" im Bauch habe
sie keine postoperativen Beschwerden gehabt.
Indes: So sehr Heinrich für seine Operationsmethode schwärmt,
in anderen Kliniken steht man dem "sanften Kaiserschnitt"
skeptisch gegenüber. "Das bringt gar nichts", äußert
sich Dr. Dirk Kramer vom Krankenhaus Siloah zu der Methode. Er verweist
darauf, dass das Kind möglichst Sectio caesarea der Kaiserschnitt
(lateinisch sectio caesarea) ist eine geburtshilfliche Operation.
Bereits der römische Schriftsteller Plinius beschrieb diese
Methode der Geburt. Er deutete den Namen "Caesar" als
"der aus dem Mutterleib Geschnittene". Daher auch der
mittellateinische Ausdruck "sectio caesarea" . Allerdings
liegt im Deutschen ein Übersetzungsfehler vor, denn caesarea
stammt von caedere (schneiden), hat also mit "Kaiser"
(caesar) nichts zu tun. Der Kaiserschnitt wird dann angewandt, wenn
der natürliche vaginale Geburtsweg verlegt ist oder die Stellung
des Kindes im Bauch der Mutter eine solche Geburt nicht zulässt.
In Südamerika kommen nahezu 80 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt
zur Welt, weil die Mütter eine Dehnung ihrer Vagina vermeiden
wollen In Deutschland sind die Prozentsätze, wie viel Kinder
mittels sectio caesarea zur Welt kommen, je nach Klinik höchst
unterschiedlich In den Universitätskliniken liegt der Prozentsatz
durchweg höher als bei anderen Krankenhäusern. Die Ärzte
dort begründen dies mit der hohen Zahl an Risikogeburten. Schonend
aus dem Bauch der Mutter geholt werden sollten, und deshalb sei
der größere Schnitt auch sinnvoll.
Alisa kommt im Siloah so auf die Welt. Ihre Mutter ist bei Bewusstsein,
als der Chirurg ihren Bauch aufschneidet. Auch er dehnt die Bauchdecke,
um den Schnitt möglichst klein zu halten. Bereits nach wenigen
Minuten kräht die Kleine zum ersten Mal, ihre Mutter lächelt.
Nach 25 Minuten (in der Regel dauert ein Kaiserschnitt rund 40 Minuten)
ist der Bauch der Mutter wieder geschlossen, Alisa mit ihrem Vater
aus dem Operationssaal gebracht worden. Mutter und Kind erholen
sich schnell, am Abend schläft Alisa, und ihre Mutter betrachtet
schon die ersten Fotos von der Operation. Auch Dr. Eva-Maria Grischke,
geschäftsführende Oberärztin der Universitätsklinik
in Heidelberg, steht dem "sanften Kaiserschnitt" skeptisch
gegenüber. In Heidelberg werden viele Risikogeburten durchgeführt,
oft kommen dort Frühchen zur Welt. Die Ärztin glaubt,
dass der Stress bei einer Geburt durch die schmale Öffnung
für die Frühchen zu groß sei. Man könne in
der Klinik ohnehin oft auch bei der konventionellen Methode auf
eine Drainage verzichten. Und grundsätzlich sei eine solche
nur wenig belastend. An dem Wort "sanft" stört sich
Dr. Ludwig Kiesel, Oberarzt am Tübinger Universitätsklinikum.
"Die Erleichterung ist sicher nicht sehr groß und unsanft
ist unsere Methode auch nicht", gibt er zu bedenken. 40 Prozent
aller Kinder kommen in Tübingen via Kaiserschnitt zur Welt.
Aufgrund der vielen Risikopatienten sei der "sanfte Kaiserschnitt"
zwar nicht als Standard dort einzuführen, im Prinzip habe er
aber nichts gegen die neue Methode. Ähnlich äußert
sich darüber auch der Landesvorsitzende des Berufsverbandes
der Frauenärzte, Dr. Manfred Steiner (Ihringen). Die neue Methode
sei im Moment kein Diskussionsthema, war zu erfahren. In der Einbeziehung
sowohl der Mutter als auch des Ehemannes beim Kaiserschnitt sieht
Dirk Heinrich einen wichtigen Vorteil, der auch beim Kaiserschnitt
in den verschiedenen Kliniken beachtet wird. Die Mutter kann schon
nach wenigen Minuten ihr Baby im Arm halten und es nach einer halben
Stunde stillen -genauso wie bei einer vaginalen Geburt. Da Ingrid
Merkel in Vollnarkose lag, war das bei ihr nicht ganz so schnell
möglich, aber ihr Mann hätte
das Baby wie alle Väter erstmals waschen können. Er beschränkte
sich allerdings aufs Zuschauen Hätte die werdende Mutter sich
für die im Volksmund als " Rückenmarksspritze"
verschmähte Periduralanästhesie (PDA) entschieden, hätte
sie ihren Sohn gleich auf den Arm nehmen können. Alisa kann
ihre Mutter, die sich für eine PDA entschieden hat, im Siloah
Krankenhaus gleich nach der Entbindung sehen -und umgekehrt. Währenddessen
vernähen die Ärzte noch die Wunde. Die Bezeichnung "Rückenmarksspritze"
ist nicht gerechtfertigt, denn das Rückenmark wird dabei nicht
tangiert, der Katheter wird in den Periduralraum eingeführt,
der das Rückenmark umgibt. Dieses jedoch endet in der Höhe
der Lendenwirbel, der Katheter wird tiefer eingelegt Einziger Nachteil
bisher: Die Kreißende kann ihre Beine bei einer PDA nur noch
eingeschränkt bewegen und an der Geburt selbst kaum noch aktiv
teilnehmen. Außerdem ist sie praktisch die ganze Zeit über
ans Bett gefesselt. Dass die werdende Mutter sich an der Geburt
beteiligt, ermöglicht jetzt ein neues Medikament, das seit
etwa einem Jahr zugelassen ist. Sufentanil ist ein Schmerzmittel,
das mit dem bisher verwendeten lokalen Anästhetikum kombiniert
wird. Professor Heinrich wendet die Kombination zusammen mit seinem
Anästhesisten Dr. Gerhard Riede! erfolgreich an: Die werdenden
Mütter können noch umhergehen und sich bewegen. Dieselben
Vorteile sieht auch Dr. Jörg Mayr (Siloah) bei Anwendung der
Medikamenten-Kombination. Zurückhaltend äußert sich
dagegen Dr. Renate Conradi (Heidelberg) zu dem neuen Medikament
und verweist auf die möglichen Atemdepressionen bei der Mutter.
Insgesamt habe man noch zu wenig Erfahrung gesammelt, und aufstehen
dürfen bei ihr die Frauen nicht. Zudem versuche man ohnehin,
immer zuerst ohne PDA auszukommen Und wenn sie dann noch notwendig
würde, wirke Sufentanil nicht mehr, erklärt Dr. Conradi
gegenüber der PZ. In Heidelberg will man noch weitere Erfahrungen
sammeln, bevor Sulfentanil öfter angewandt wird. Anders an
der Universitätsklinik in Tübingen. Dort wird Sulfentanil
partiell bereits angewandt, die Frauen dürfen auch das Bett
verlassen. Diesbezüglich habe man fast ausschließlich
positive Erfahrungen gemacht. Auch die Hebammen begrüßen
die neuen Möglichkeiten für die Gebärenden, ist von
dort zu hören. Lukas kümmert das alles wenig. Er schläft
zwei Tage nach der Geburt ruhig in seinem Bettchen, während
seine Mutter bereits wieder aufstehen kann. Und auch Alisa liegt
ruhig in ihrem Bettchen neben dem Bett ihrer Mutter.
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