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Wasserbaby-Post
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Ausgabe 03/98
Fisch & Co.: Essen wie ein Delphin
Was sollten schwangere Frauen und Delphine gemeinsam haben? Den
Speiseplan.
Essen, was das Meer uns schenkt heißt die Devise -gerade
in der Schwangerschaft. Tierische und pflanzliche Nahrung aus dem
Meer schmeckt nicht nur nach Urlaub. Meeresfrüchte und Algen,
haben einen hohen Gehalt an Eiweiß, Fett und Stärke und
liefern uns wichtige Mineralsalze, Vitamine und Aminosäuren.
Makrele, Hering, Sardine und Salm sollten regelmäßig
auf den Tisch, denn fetter Meeresfisch gewährleistet, dass
die Ernährung reich an Omega 3-Fettsäuren ist und enthält
außerdem viel Zink, Eisen und Selen.
Die große Bedeutung der Omega3 und Omega6-Fettsäuren
für die Entwicklung des ungeborenen Kindes ist Grundlage einer
Studie von Michel Odent und Kollegen, die 1996 an einer Londoner
Klinik durchgeführt wurde ("Prenatal Care and sea fish",
European Journal of Obstetrics & Gynecology 68, 1996, S. 49-51).
Grund der Untersuchung war, dass die Fette, die wir zu uns nehmen
die Produktion der körpereignen Fette beeinflusst. Körpereigene
Fette wiederum sind beteiligt an der Regulierung des Blutstroms
zur Plazenta und des Geburtsverlaufes.
Omega3 und Omega 6-Fettsäuren sind im Körper nicht austauschbar
mit Transfettsäuren, diese
gelangen über die Plazenta zum Kind und können Wachstumsstörungen
(Gestosen) hervorrufen.
Die Beobachtungen der Studie legen nahe, dass der Konsum von fettem
Seefisch die Schwangerschaft bei drohender Frühgeburt verlängern,
das Geburtsgewicht des Kindes steigern und Schwangerschaftserkrankungen
vorbeugen kann.
Nach Michael Croward hat das sich entwickelnde Gehirn des ungeborenen
Kindes einen "bemerkenswerten Durst" nach langkettigen
mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Eine sehr langkettige
mehrfach ungesättigte Omega3-Fettsäure, die DHA genannt
wird, ist wesentlich für Reife und Wachstum der Gehirnzellen
verantwortlich, und steht durch den Genus von Meeresfrüchten
direkt für den Körper zur Verfügung.
Ein Forschungsteam in Düsseldorf fand einen Zusammenhang zwischen
dem erhöhten Risiko eines zu kleinen Babys und dem hohen Gehalt
von Transfettsäuren im Nabelschnurblut. Wie kommen diese dahin?
In unserer Ernährung kommen zu 4-12% veränderte, vom Menschen
hergestellte, also nicht natürliche Fettmoleküle, so genannte
Transfettsäuren, vor. Transfettsäuren behindern die Verstoffwechselung
zu langkettigen, ungesättigten Fettsäuren und werden über
die Plazenta auf das Baby übertragen. Es gibt auch andere Gründe
für solche intrauterinen Wachstumsschwierigkeiten: Zigaretten,
Alkohol, Drogen, Harnwegsinfekte, Genitalinfektionen und eine zu
kleine Gebärmutter. Aber während diese Ursachen nur bei
einer kleinen Zahl der Schwangeren zu finden sind, trifft der Konsum
von Transfettsäuren fast jede Schwangere. Sie sind in Keksen,
Kuchen, Pommes frites, Fast Food ganz allgemein, aber auch in Margarine
und konservierten Ölen enthalten. Einerseits behindern die
Transfettsäuren die Aufnahme von ungesättigten Fettsäuren.
Dazu kommt aber noch, dass es unserer modernen Nahrung an Katalysatoren,
wie z. B. Zink, für die Synthese ungesättigter Fettsäuren
mangelt. Außerdem leidet unsere Ernährung an der großen
Menge gesättigter Fettsäuren und einem Ungleichgewicht
zwischen den Omega3 und Omega6Fettsäuren. Auch das Verhältnis
zwischen den unterschiedlichen Typen von Fettsäuren beeinflusst
in hohem Maße die Entwicklung des ungeborenen Kindes.
Weitere epidemiologische, biochemische und ernährungsbezogene
Studien werden die Verknüpfung dieser Ergebnisse bestätigen
müssen. Aber sollen schwangere Frauen so lange warten? Wozu?
Es ist völlig ungefährlich, so wenig wie möglich
künstliche Fettsäuren zu sich zu nehmen. Aber Verzicht
ist eine Sache. Eine andere die Erweiterung des Speiseplanes. Sollten
vielleicht ausreichende Mengen an ungesättigten Fettsäuren
der Nahrung zugesetzt werden? Es gibt gute Gründe dafür.
Eine Nahrung, die reich an Omega3-Fettsäuren ist, sollte eine
Schwangerschaftsgestose theoretisch verhindern können. Was
aber sollen Frauen machen, die Fisch nun absolut nicht mögen
oder allergisch auf ihn sind. Oder Frauen, die - weit vom Meer -
nur schwer an frischen Fisch kommen können? Außerdem
ist es heutzutage fast unmöglich, auf konservierte Lebensmittel,
deren Gehalt an Zink oft unter der Minimalgrenze ist, zu verzichten
Viele Schwangere bekommen heute ein Eisenpräparat verordnet.
Das Eisen hemmt wiederum die Aufnahme von Zink Es kann also ratsam
sein, zusätzlich Zink einzunehmen oder Kapseln mit langkettigen,
ungesättigten Fettsäuren fragen Sie ihre Hebamme, Heilpraktiker
oder Arzt. Zum Fisch gehört Gemüse -Meeresgemüse
natürlich, Algen Wir essen sie ohnehin -unerkannt als Bindemittel
und Stabilisatoren in Joghurts oder Marmelade, Speiseeis, Fertigsuppen,
Käse, Saucen, Puddings und Gelees. Warum also nicht gleich
direkt? Umweltmediziner machen sich Alginate heute zur Entgiftung
zunutze. Alginate können gezielt (zweiwertige) Schwermetallionen
aus dem Darm filtern (Näheres siehe Journal für Umweltmedizin
1/96, S. 38f.). Außerdem sollen sie das Immunsystem ankurbeln
können. Algen enthalten Ballaststoffe und hochwertiges pflanzliches
Eiweiß, alle essentiellen Mineralstoffe und Vitamine, insbesondere
A, BI, B2, B 12, C und Niacin, und zwar in weit höheren Dosen
als tierische oder andere pflanzliche Nahrungsmittel. Unter den
vielen positiven Eigenschaften, die Algen nachgesagt werden, sind
für Schwangere vor allem noch zwei besonders wichtig: ihr Eisen
und Jodgehalt. Bei Untersuchungen in Kalifornien stellte sich heraus,
dass die Braunalge Kelp die endokrinen Drüsen anregt, Müdigkeit
vermindert, die Leistungsfähigkeit erhöht. Diese Wirkungen
sind in erster Linie auf das Jod zurückzuführen. Die Kelp-Alge
hat gegenüber anderen Arten den Vorteil, dass ihr Jodgehalt
recht stabil ist. Algen- Vitalstoffe sind aufeinander abgestimmt
und schließen eine Überdosierung nahezu aus. Dennoch
sollten Patienten mit Schilddrüsenproblemen nicht ohne fachkundigen
Rat Algenpräparate zu sich nehmen.
So kann sich die Nahrung aus dem Meer also in vielerlei Hinsicht
positiv auf die Schwangerschaft auswirken. Und welche Schwangere
wollte nicht das Beste für sich und ihr Kind? Aber einen wesentlichen
Punkt sollten wir auch nicht vergessen: den Genuss. Leckere Rezepte
gibt's im Forum für Haus- und Wassergeburtsfrauen (Programm
in diesem Heft).
Lassen wir es uns schmecken!
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