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Wasserbaby-Post
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Ausgabe 02/97
Wasser als Vermittler von Informationen
Mit dem Wasser verhält es sich ähnlich wie
mit unbeschriebenem Briefpapier. Ich kann meine ganze Zärtlichkeit
in einem Liebesbrief aufs Papier bringen oder aber meinen ganzen
Frust dem Papier zur Übermittlung mitgeben. Selbst wenn stofflich
gleich viel Papier und Tinte verbraucht wurde, wird die Wirkung
auf den Empfänger doch sehr unterschiedlich sein. So wie Papier
und Tinte nur Mittler für Information sind, so kann das Wasser
Informationsträger für bestimmte Heilreize sein. Ist dies
der Fall, dann haben wir eine Heilquelle. Jetzt verstehen wir auch,
warum die Menschen früherer Zeiten weite Wege auf sich nahmen,
um zu einem Bad oder Wildbad zu gelangen – ihrem Organismus
fehlte genau diese spezielle HeilInformation. Heute ist es möglich,
mit fast jedem Leiden im Badekurort Hilfe zu finden. Das gelingt
allerdings nicht in der Erweiterung der Indikation der Heilwässer,
sondern in der geschulten Ärzteschaft vor Ort, die mit Medikamenten
den Kurerfolg, der früher nur am Heilwasser lag, trotzdem bewirken
können. Dadurch geht aber oft das feine Gespür für
die Qualität des Heilwassers verloren, was dann buchstäblich
zur „Verwässerung“ in der Beurteilung der einzelnen
Heilbäder führt.
Manchmal erfüllt es mich mit etwas Wehmut, wenn ich an das
Verschwinden des Erfahrungsreichtums der alten Badetraditionen einzelner
Bäder denke. In früherer Zeit waren die Menschen noch
empfänglich dafür, daß an einem bestimmten Ort eben
auch bestimmte Heilkräfte vorhanden waren. Sie hatten noch
ein ehrfürchtiges, andächtiges und intimes Verhältnis
für das Wesen ihrer Heilmittel, was sicherlich auch mitentscheidend
für das Erkennen der „HeilInformation“ war.
Heute denkt man im besten Falle noch an ein Märchen, wenn man
von unsichtbaren Kräften der Quelle hört, etwa an die
Wesen der Undinen oder an die Quellnymphen der griechischen Mythologie.
Dies sind die Kräfte der Aufklärung, und das ist auch
gut so. Es steht auch außer Zweifel, daß uns die Analyse
der Stoffe und physischen Kräfte sehr viel in der Medizin geholfen
haben. Doch sollten wir nicht vergessen, daß wir ebenso der
Anregung der Lebenskräfte bedürfen, auch wenn sie sinnlich
nicht greifbar sind. Wenn es uns wieder gelingt, beides zusammen
zu sehen, die physische und geistige Seite der Stoffe und Kräfte,
dann haben wir eine neuzeitliche, rationelle Badetherapie. Ist damit
unser Erkenntnisbedürfnis befriedigt, können wir vielleicht
unseren "Kopf besser loslassen" und uns dem sinnlichen
Badevergnügen erneut hingeben. Sogar unsere einfache Badewanne
mit "nur Brunnenwasser" kann dann, mit dem entsprechenden
Badezusatz richtig informiert, zum eigenen Rheuma-, Entspannungs-,
Nähr-, oder Schönheitsbad aufgewertet werden.
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