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Geburtsbericht zur Wassergeburt

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Die Wellle schwappt über

Meine Erfahrungen als humanistische körperorientierte Psychotherapeutin haben mich sehr beeinflusst, als ich 1993 zum ersten Mal schwanger war. Ich habe die Schwangerschaft meistens sehr genossen und war gespannt auf all die psychischen und physischen Veränderungen in mir. Es war mir schnell klar, dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist und deshalb die Geburt auch nicht im Krankenhaus stattfinden muss - außer bei Komplikationen. Geburtshäuser sind ja noch recht selten in Deutschland, und so haben mein Mann und ich uns für eine Hausgeburt entschieden. Das Baby sollte in gewohnter Umgebung auf natürliche Weise zur Welt kommen. Im fünften Schwangerschaftsmonat sind wir auf Hochzeitsreise nach Hawaii gefahren. Auf Big Island haben uns Delphine begleitet, als wir einen Ausflug mit dem Kanu gemacht haben. Auf Maui haben wir die Tide Pools kennen gelernt, natürliche Felsbecken die bei Flut vom Meer überspült werden. Faszinierend - wir haben uns beim Baden dort so wohl gefühlt. Baden in freier Natur im schwangeren Zustand war ein äußerst angenehmes und inspirierendes Gefühl, das ich sehr genießen konnte. Wir haben erfahren, dass in diesen Tide Pools auch schon Babys auf die Welt gekommen sind. Da haben wir uns zum ersten Mal über die Möglichkeit einer Wassergeburt Gedanken gemacht und erste Erkundigungen eingeholt. Wir waren richtig begeistert von der Idee, und das, was wir dann darüber erfahren haben, hat uns überzeugt.
Wieder zu Hause waren wir dann mit der praktischen Umsetzung konfrontiert. In Deutschland gab es zwar damals schon Erfahrungen mit Wassergeburten, allerdings nur spärlich. Es war nicht einfach, eine Hebamme zu finden, die sich bei einer Erstgebärenden auf eine Hausgeburt einlässt. Das Schicksal war uns hold und wir konnten unsere Idee verwirklichen. Nach intensivem Suchen haben wir schließlich gerade noch rechtzeitig aus England einen Birth-Pool einfliegen lassen. Mein Mann und ich haben ihn auch gleich ausprobiert, nachdem er im Wohnzimmer aufgebaut war und genossen ein meditatives Bad mit Massage als Einstimmung auf das nahe bevorstehende Ereignis. Da konnte ich so richtig alles um mich herum vergessen und mich auf unser Baby konzentrieren. Noch ein paar solcher entspannender Badeerlebnisse hat uns das Baby gegönnt, bevor es dann schließlich so weit war und mir ein stechender Schmerz im Unterbauch kurz nach Mitternacht den Beginn der Geburt ankündigte. Am anderen Morgen habe ich die Hebamme verständigt, die nach einer Untersuchung meinte, dass es wohl noch ein paar Stunden dauern würde. Als die Wehen heftiger wurden, habe ich mich dann ins Wasser begeben. Welch eine Erleichterung! Mein Platz mit der notwendigen Bewegungsfreiheit und den schützenden Grenzen. Zeitweise habe ich mich wie ein Wal gefühlt und durchs Wasser getobt. Zum Glück war das Becken so stabil! Im Vertrauen an all das Positive, was ich bisher erlebt hatte, und an das, was mich durch eine Schwangerschaft ohne Komplikationen bis hierher gebracht hat, habe ich es schließlich geschafft und am Nachmittag meine kleine Tochter im Arm gehalten. Unsere erste Begegnung hat im Wasser stattgefunden, welch eine schöne Erfahrung. Die erste Nacht haben wir zu dritt in unserem Bett verbracht, und ich war so dankbar dafür, dass ich für unser Kind da sein konnte und ihm Schutz und Geborgenheit geben konnte bei der Eingewöhnung hier „an Land“. Bis heute ist Glorianna Soloina Julia ein sehr gesundes Kind, von allen gern gemocht und wegen ihrer Natürlichkeit, Unbefangenheit und Intelligenz immer wieder erstaunt beachtet. Ich danke Gott - der schöpferischen Lebenskraft - für diese Erfahrung in meinem Leben, die ich noch ein zweites Mal bei der Geburt unseres Sohnes Christian Gabriel machen durfte.

Constanze Weigle-Jagfeld

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