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Geburtsbericht zur Wassergeburt

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Viva l ´aqua

Als mir meine Frau Heike so um die 30. Schwangerschaftswoche ihre Gedanken offenbarte, auch eine Hausgeburt in Betracht zu ziehen, wusste ich zunächst gar nicht was ich davon halten sollte. Sie, immerhin schon 38 Lenze zählend und vor 5 Jahren unsere Zwillingsbuben zur Welt gebracht und ich, die Fragen bewegend, ob das nicht zuviel Risiken in sich birgt und warum nicht wieder in die Filderklinik, mit der wir eigentlich ja ganz zufrieden waren. Doch da uns keine Hebamme bekannt war, die in unserer Gegend eine Hausgeburt leiten würde, schien das Problem wieder erledigt zu sein.
Über eine Krankengymnastin wurde Heike schließlich doch auf eine Hebamme aufmerksam, die schon Frauen aus unserer Region betreut haben soll. In der 33. Woche kam der erste telefonische Kontakt mit Cornelia Enning zustande. Nachdem ärztlicherseits keine Bedenken bezüglich einer Hausgeburt angemeldet wurden, Arzt und Hebamme sich außerdem kannten und schätzten, konnte auch ich mich für diesen neuen Weg öffnen. Das Know How und die Ruhe, die Cornelia bei ihrem ersten Hausbesuch ausstrahlte (Heike hatte gerade Mumps), verbannte letzte Zweifel bezüglich der geplanten Wassergeburt.

Fleißig pilgerten wir nun zu den Foren, die bei Cornelia zu Hause stattfanden (ca. 30 km entfernt) und der abenteuerliche Transport unserer 500 l Regentonne (mit Deckel) wäre allein schon eine Geschichte wert. Im August im Baumarkt erstanden, diente sie zunächst als Kinderplanschbecken im Garten. Anfang September schoben wir sie schließlich durchs Schlafzimmerfenster, was durch dessen Breite und die Angrenzung an den Garten gerade noch zu bewerkstelligen war. Als wir schließlich auch einen Schlauch besorgt hatten, der von der Badewanne bis ins Schlafzimmer reichte, stand einem gemeinsamen Probebad nichts mehr im Wege. Ein richtiger Genuss war´s bei Kerzenschein und Musik.

Das nächste Bad, das Geburtsbad, ließ jedoch auf sich warten. Fast eine Woche nach Termin sollte es endlich soweit sein. Als ich am 2. Oktober kurz nach vier Uhr morgens aufwachte, war Heike schon seit 3 Stunden „unterwegs“. Die Wehenabstände lagen ungefähr bei 10 Minuten und reduzierten sich bald auf 8 Minuten. Da meine Frau nur ungern jemanden „zur Last fällt“, musste ich sie bedrängen, nun endlich Cornelia anzurufen. Das Argument, dass man nicht Hebamme werden sollte, wenn man nicht zu nachtschlafender Zeit geweckt werden wolle, stach. Cornelia empfahl erst mal ins Wasser zu gehen und nochmals anzurufen, falls dann die Wehenabstände kürzer würden. Sonst könne man getrost noch eine Runde schlafen. Kurz nach 5°° Uhr wurden dann die Abstände kürzer und wir baten Cornelia zu kommen.

Mit 5-Liter-Kochtöpfen und Wasserkochern rannte ich derweil durch die Gegend, weil wir aus dem Wasserhahn doch nicht die gewünschte Temperatur bekamen. Als Cornelia kam, war die allgemeine Stimmung entspannt und locker, selbst um diese Uhrzeit. Die Wehenpausen lagen nun bei 3 Minuten und darunter. Herztöne und Weitung des Muttermundes waren ganz normal. Zwischendurch kam Heike auch mal eine Zeitlang aus der Wanne heraus, aber im Bottich war´s einfach entspannter und angenehmer.
Unsere Buben schliefen an diesem Morgen länger als sonst. Als sie schließlich wach waren, sahen sie die Mama in der Tonne sitzend und teilweise auch schon heftig atmend. Sie waren mit der Erklärung zufrieden, dass das Baby manchmal drückt, weil´s bald rauskommen will.
Als ich sie zum Kindergarten bringen wollte, gaben mir Cornelia und Heike zu verstehen, dass ich mich lieber an die Nachbarn wenden sollte. Da aber kein Nachbar erreichbar, beziehungsweise abkömmlich war, erlebte ich den einzigen Stressmoment des Vormittags. Gott sei Dank konnte sich eine Nachbarin doch noch arrangieren und die Buben zum Kindergarten begleiten.
Es dauerte keine Stunde mehr, bis um 9:22 unsere Fiona auftauchte. Cornelias Arbeit bestand in der Endphase hauptsächlich darin, Bewegungstipps zu geben, meine Aufgabe war es Heikes Schultern gegen den Auftrieb des Wassers runter zu drücken und zu massieren. Alles weitere machte Heike alleine und instinktiv richtig. Fiona kam nach wenigen Presswehen komplett in der Fruchtblase eingehüllt heraus. Das Baby im Wasser schwamm im Wasser. Der erste Handgriff Cornelias war, sie aus ihrem Säckchen zu befreien. Heike hob sie zur Brust hoch und so konnte sie gleich an der Brust nuckeln.

Sanfter kann eine Geburt wohl kaum ablaufen. Heike musste weder geschnitten noch genäht werden. Abnabeln durfte schließlich ich unsere Tochter. Bald schon lagen das große und das kleine Mädel eng aneinandergekuschelt im Bett.
Als die Kinder um 12:15 h vom Kindergarten kamen, konnten auch sie freudig das Schwesterlein begrüßen. Das schöne Gefühl, gleich vom ersten Lebenstag an „Familie“ zu sein in der gewohnten Umgebung, drängt jede Krankenhausgeburt ins Abseits.

Fazit: Unsere Regentonnengeburt wurde zu einem Fest und wir werden nicht müde allen Freuden und Bekannten von ihr vorzuschwärmen.

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2002 - 2018 Susanne Fischer